[ Pobierz całość w formacie PDF ]

meisten berühren. Sehen Sie, wie stark sich der Finger Gottes den
menschlichen Dingen aufgedrückt hat, indem er sie durch seines
Stellvertreters Hand berührte. Die Menschen haben viel verloren,
als sie von den vom Christentum vorgezeichneten Wegen
abgingen. Die Kirche, deren Geschichte zu lesen wenige Leute
sich einfallen lassen, die Kirche, die man nach gewissen
absichtlich im Volke verbreiteten irrigen Meinungen beurteilt, hat
das vollkommene Muster der Regierung, welche die Menschen
heute zu errichten suchen, geboten. Ihr Wahlprinzip hat lange eine
166
große politische Macht aus ihr gemacht. Ehedem hat es nicht eine
einzige religiöse Institution gegeben, die nicht auf der Freiheit, auf
der Gleichheit basiert gewesen wäre. Alle Wege halfen zum
Werke mit. Der Rektor, der Abbé, der Bischof, der Ordensgeneral,
der Papst wurden damals gewissenhaft nach den Bedürfnissen der
Kirche gewählt, sie drückten ihren Gedanken aus: folglich war
man ihnen den blindesten Gehorsam schuldig. Schweigen will ich
von den sozialen Wohltaten dieses Gedankens, der die modernen
Nationen geschaffen, so viele Dichtungen, Kathedralen, Statuen,
Gemälde und Musikwerke inspiriert hat, um Sie nur darauf
aufmerksam zu machen, daß Ihre bürgerlichen Wahlen, das
Geschworenenkollegium und die beiden Kammern ihre Wurzeln
in den provinzialen und ökumenischen Konzilien, im Episkopat
und im Kardinalskollegium haben, nur mit dem Unterschied, daß
die philosophischen Ideen der Gegenwart über die Zivilisation mir
vor der erhabenen und göttlichen Idee der katholischen
Gemeinschaft, dem Bilde einer universellen sozialen
Gemeinschaft, vollendet durch das Wort und die Tat, die in dem
religiösen Dogma vereinigt sind, zu verblassen scheinen. Es wird
für die neuen politischen Systeme, wie vollkommen man sie auch
annehmen mag, schwer werden, die Wunder zu wiederholen, die
man dem Zeitalter verdankte, da die Kirche die menschliche
Intelligenz trug.«
»Warum?« fragte Genestas.
»Zuerst, weil die Wahl, um ein Prinzip zu sein, bei den Wählern
eine absolute Gleichheit verlangt: sie müssen  um mich eines
geometrischen Ausdrucks zu bedienen  gleiche Größen sein, was
die moderne Politik niemals zuwege bringen wird. Dann kommen
die großen sozialen Dinge nur durch die Macht der Gefühle
zustande, die allein die Menschen vereinigen kann, und die
moderne Scheinphilosophie hat die Gesetze auf dem persönlichen
Interesse basiert, das sie zu isolieren bestrebt ist. Ehedem traf man
167
mehr als heute bei den Nationen auf Menschen, die in edler Weise
von einem mütterlichen Geiste, den mißverstandenen Gesetzen
und den Leiden der Menge gegenüber, beseelt waren. So
widersetzte sich auch der Priester, ein Kind des Mittelstandes, der
materiellen Gewalt und verteidigte die Völker gegen ihre Feinde.
Die Kirche hat territoriale Besitzungen gehabt und ihre zeitlichen
Interessen, die sie scheinbar konsolidieren mußten, haben ihre
Tätigkeit schließlich geschwächt. Tatsächlich besitzt der Priester
privilegierte Eigenschaften, er ist scheinbar ein Bedrücker; der
Staat bezahlt ihn, er ist ein Beamter, er schuldet seine Zeit, sein
Herz, sein Leben. Die Bürger machen ihm seine Tugenden zur
Pflicht und seine Wohltätigkeit, die durch das Prinzip des freien
Willens lahmgelegt wird, verdorrt in seinem Herzen. Sei der
Priester aber arm, sei er freiwillig Priester, ohne eine andere
Stütze wie Gott, ohne ein anderes Vermögen wie die Herzen der
Gläubigen zu besitzen, so wird er wieder der Missionar Amerikas,
setzt er sich als Apostel ein und ist der Fürst des Guten. Kurz, er
herrscht nur durch den Mangel und unterliegt durch den
Reichtum.«
Monsieur Janvier hatte sich der Aufmerksamkeit bemächtigt. Die
Gäste schwiegen und dachten über die so ungewohnten Worte im
Munde eines einfachen Pfarrers nach.
»Monsieur Janvier, inmitten der Wahrheiten, die Sie zum
Ausdruck gebracht haben, findet sich ein schwerer Irrtum. Wie
Sie wissen, liebe ich es nicht, über die durch die modernen
Schriftsteller und die gesetzliche Gewalt von heute angezweifelten
allgemeinen Interessen zu diskutieren. Meines Ermessens muß ein
Mann, der ein politisches System ersinnt, wenn er die Kraft in sich
fühlt, es in Anwendung bringen, schweigen, die Macht an sich
reißen und handeln. Ist es aber, wenn er in der glücklichen
Dunkelheit eines einfachen Bürgers verharrt, nicht eine Narrheit,
die Massen durch individuelle Diskussionen bekehren zu wollen?
168
Nichtsdestoweniger muß ich Sie hier bekämpfen, mein lieber
Seelenhirt, weil ich mich hier an wackere Leute wende, die
gewöhnt sind, ihre Ansichten zu vereinigen, um in allen Dingen
die Wahrheit zu suchen. Meine Gedanken können Ihnen seltsam
erscheinen, sind aber die Frucht der Ueberlegungen, welche mir
die Katastrophen unserer letzten vierzig Jahre eingegeben haben.
Das allgemeine Wahlrecht, welches die der sogenannten
konstitutionellen Opposition angehörenden Leute fordern, war in
der Kirche ein ausgezeichnetes Prinzip, weil, wie Sie es soeben
ausgesprochen haben, lieber Pfarrer, die Individuen in ihr alle
unterrichtet, durch das religiöse Gefühl diszipliniert, von dem
nämlichen Prinzip durchdrungen waren, und wohl wußten, was sie
wollten und wohin sie strebten. Der Triumph der Ideen aber, mit
deren Hilfe der moderne Liberalismus unklugerweise die
gedeihliche Regierung der Bourbons bekämpft, wird das
Verderben Frankreichs und der Liberalen selber sein. Die Häupter
der Linken wissen das sehr gut. Für sie ist dieser Kampf eine
einfache Machtfrage. Wenn, was Gott verhüten möge, die
Bourgeoisie unter dem Banner der Opposition die sozial
hervorragenden Persönlichkeiten, gegen welche ihre Eitelkeit sich [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

  • zanotowane.pl
  • doc.pisz.pl
  • pdf.pisz.pl
  • razem.keep.pl