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sei es ganz plötzlich aus dem tiefsten Schlaf gerissen worden
und überbrachte Challenger auf einem kleinen Tablett eine
Visitenkarte. Challenger stieß ein urweltliches Schnauben aus,
als er die Karte sah. Sein Bart schien vor Zorn Funken zu
sprühen.
»Ein Pressemensch!« grunzte er. Und dann, mit einem
widerwilligen Lächeln: »Aber schließlich ist es nur allzu
natürlich, daß die ganze Welt sich jetzt zu erfahren beeilt, was
ich von einer solchen Episode halte.«
»Das kann an sich kaum der Auftrag dieses Mannes gewesen
sein«, warf Summerlee ein. »Schließlich war er schon mit der
Droschke nach hier unterwegs, bevor die Krise einsetzte.«
Ich warf einen Blick auf die Karte: »James Baxter, Londoner
Korrespondent des New York Monitor.«
»Wollen Sie ihn empfangen?« fragte ich.
»Aber nicht im Traum.«
»Aber George! Du solltest wirklich etwas freundlicher und
zuvorkommender anderen gegenüber sein. Sicher hast auch du
etwas aus dem, was wir zu ertragen hatten, gelernt.«
Challenger machte »Dz, dz!« und schüttelte den massigen,
eigensinnigen Kopf. »Gegenüber diesem Natterngezücht? Was
meinen Sie, Malone? Sind diese Leute nicht die schlimmste
Plage der modernen Zivilisation, die willigen Werkzeuge der
Quacksalber und die Mauern im Wege des mit Selbstrespekt
ausgestatteten Menschen? Haben sie je auch nur ein gutes
Wort für mich übrig gehabt?«
»Wann haben Sie je ein gutes Wort für die Presse übrig
gehabt?« antwortete ich. »Kommen Sie, Sir, der Mann ist ein
Fremder, der eine Reise gemacht hat, nur um Sie zu sehen. Ich
bin sicher, daß Sie sich ihm gegenüber nicht als rüde erweisen
werden.«
»Nun gut«, brummelte Challenger. »Aber Sie kommen mit
mir und übernehmen das Gerede. Ich protestiere schon einmal
im voraus gegen dieses gewalttätige Eindringen in mein
Privatleben.« Murmelnd und brummelnd, wie ein wütender
und gereizter Bullenbeißer watschelte er hinter mir her.
Der gutaussehende junge Amerikaner zückte sein Notizbuch
und kam sofort zur Sache.
»Ich bin hier heruntergekommen, Sir«, sagte er, »weil unsere
amerikanischen Leser sehr gerne etwas über diese Gefahr
erfahren möchten, die die Welt Ihrer Meinung nach bedroht.«
»Ich weiß von keiner Gefahr, die die Welt im Augenblick
bedroht«, antwortete Challenger muffig.
Der Journalist musterte ihn in mildem Erstaunen.
»Ich meine damit die Möglichkeit, daß die Welt in einen
Giftstrom eintauchen könnte, Sir.«
»Ich sehe momentan keine solche Gefahr«, sagte Challenger.
Jetzt sah der Journalist noch erstaunter drein.
»Sie sind doch Professor Challenger, oder nicht?« fragte er.
»Ja, Sir. Das ist mein Name.«
»Dann verstehe ich nicht, wie Sie sagen können, daß eine
solche Gefahr nicht besteht. Ich beziehe mich auf den Brief,
der unter Ihrem Namen heute morgen in der Londoner Times
veröffentlicht wurde.«
Jetzt war Challenger an der Reihe, überrascht aufzuschauen.
»Heute morgen?« sagte er. »Heute morgen ist doch gar keine
Ausgabe der Times erschienen.«
»Sie werden gewiß zugeben, Sir«, sagte der Amerikaner mit
sanftem Protest, »daß die Londoner Times eine Tageszeitung
ist.« Er entnahm die Ausgabe der Innentasche seines Jacketts.
»Hier ist der Brief, den ich meine.«
Challenger rieb sich kichernd die Hände.
»Ich beginne zu verstehen«, sagte er. »Sie haben diesen Brief
also heute morgen gelesen?«
»Ja, Sir.«
»Und Sie sind sofort losgefahren, um mich zu interviewen?«
»Ja, Sir.«
»Ist Ihnen während der Reise irgend etwas Besonderes
aufgefallen?«
»Nun, um die Wahrheit zu sagen, mir erschienen die
Engländer lebhafter und allgemein menschlicher als je zuvor.
Der Gepäckschaffner erzählte mir sogar einen Witz, und das ist
in diesem Land für mich eine neue Erfahrung.«
»Sonst nichts?«
»Aber nein, Sir, nichts, an das ich mich erinnern könnte.«
»Und wann haben Sie den Victoria-Bahnhof verlassen?«
Der Amerikaner lächelte.
»Ich bin gekommen, um Sie zu interviewen, Herr Professor,
aber dies scheint mir doch auf ein : Fischt-dieser-Nigger-oder-
niggert-dieser-Fisch9 -Spiel herauszulaufen. Jedenfalls tun Sie
den größten Teil der Arbeit.«
»Nun, zufälligerweise interessiert es mich. Erinnern Sie sich
an die Zeit?«
»Sicher. Es war halb eins.«
»Und wann kamen Sie hier an?«
»Gegen viertel nach zwei.«
»Und dann mieteten Sie eine Droschke?«
»So war es.«
»Wie weit, glauben Sie, ist der Bahnhof von hier entfernt?«
»Nun, ich schätze gut zwei Meilen.«
»Was glauben Sie, wie lange Sie dafür gebraucht haben?«
»Nun, vielleicht eine halbe Stunde. Mit diesem asthmatischen
Gaul& «
»Dann müßte es jetzt etwa drei Uhr sein?«
»Ja, oder ein bißchen später.«
»Sehen Sie auf Ihre Uhr.«
Der Amerikaner tat wie ihm geheißen. Anschließend starrte
er uns verwirrt an.
»Na so was!« rief er aus. »Das gibt es doch nicht. Das Pferd
müßte ja jeden Rekord gebrochen haben. Wenn ich mir die
Sonne so ansehe, steht sie ziemlich tief. Irgend etwas ist hier
vorgegangen, das ich nicht verstehe.«
»Können Sie sich nicht an irgend etwas Bemerkenswertes
erinnern, das geschah, als die Kutsche den Berg hinauffuhr?«
»Ja, ich glaube mich daran zu erinnern, daß ich plötzlich
ausgesprochen schläfrig wurde. Ich weiß noch, daß ich dem
Kutscher irgend etwas sagen wollte. Er nahm mich aber gar
nicht zur Kenntnis. Ich nehme an, es lag an der Hitze, aber
einen Augenblick lang wurde mir schwindlig. Das ist alles.«
»So ist es der ganzen Menschheit ergangen«, sagte
Challenger zu mir. »Sie haben sich alle einen Augenblick lang
schwindlig gefühlt. Niemand hat auch nur die geringste
Vorstellung von dem, was passiert ist. Sie werden mit der
unterbrochenen Arbeit dort fortfahren, wo sie aufgehört haben
so wie Austin jetzt den Wagen wäscht und die Golfer ihr
Spiel zu Ende führen. Wenn Ihr Chefredakteur, Malone, heute
die neue Ausgabe zusammenstellt, wird er ziemlich erstaunt
reagieren, wenn ihm bewußt wird, daß eine Nummer nicht
erschienen ist. Ja, mein junger Freund«, fügte er hinzu und
wandte sich an den amerikanischen Reporter, wobei er sich in
allerbester Gönnerlaune zeigte, »es wird Sie vielleicht
interessieren, daß die Welt die giftige Strömung, die den
Weltraum durchzieht wie der Golfstrom den Ozean, sicher
passiert hat. Und damit Sie auch persönlich wieder beruhigt
sind, will ich Ihnen sagen, daß heute nicht Freitag der
achtundzwanzigste, sondern Samstag der neunundzwanzigste
August ist und Sie die letzten achtundzwanzig Stunden
besinnungslos in Ihrer Droschke auf dem Rotherfield Hill
zugebracht haben.«
Und genau hier endet meine Geschichte. Sie ist, wie Sie
möglicherweise erkennen, nichts anderes als eine längere und
detailreichere Version des Artikels, der in der Montagsausgabe
der Daily Gazette erschien, als die größte Exklusivstory aller
Zeiten bezeichnet wurde und nicht weniger als dreieinhalb
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